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Reichweite – der heilige Gral auf Social Media?

Reichweite auf Social Media – ein Rant.

Reichweite. Sie ist sowas wie der heilige Gral auf Social Media. Gesehen werden. Das will jeder. Jeder Mensch für sich … und ganz besonders der, der gute Ideen hat, schöne Sachen shootet oder tolle Produkte verkauft.

Das Social Media Portfolio ist riesig: von den Klassikern Facebook, Instagram, Pinterest und youtube bis zu TikTok und ClubHouse. ClubHouse ist übrigens gerade der neue Mega-Hype: die App zum miteinander Reden, sich Austauschen oder einfach zum Zuhören. Und alle wollen dabei sein. Fragen stellt da kaum jemand. Warum eigentlich nicht?

Katrin Rembold: Journalistin, Texter, Blogger. Online Workshop Storytelling.

Instagram, Facebook, Pinterest: schneller, bunter, besser?!

Die Entwicklung der einzelnen Plattformen und Möglichkeiten ist rasant: lustige Clips auf TikTok, gefolgt von Reels auf Instagram. Da tanzen wahlweise Pärchen Lambada in der Reihenhausküche oder HulaHoops kreisen mehr oder weniger gekonnt um schwingende Hüften. Natürlich mit Musik dabei. Und gern mit blinkendem Text-Overlay (eingeblendet mit virtuellem Fingerschnipp … yeehaa!).

Ab und an gibt’s auch mal Sehenswertes. Aber bitte: nicht mehr als acht Sekunden lang! Das ist nämlich die Zeitspanne, die im Moment als optimal propagiert wird. 8 Sekunden. Möchten wir mal kurz darüber nachdenken, wieviel Zeit es kostet, diese acht Sekunden visuell ansprechend zu gestalten?

Heute schon gepinnt?

Reichweite auf Social Media

Do’s and Don’ts für Reichweite auf Social Media

Die Liste der Do’s and Don’ts für mehr Reichweite auf Social Media ist lang … und wird stetig länger. Content wird nur dann sichtbar, wenn er genügend Reichweite hat. Reichweite bekommt, wer die Wünsche & Regeln der Apps bedient. Und da gibt es immer wieder was Neues. Hinterfragt wird das selten.

Gleichzeitig mit dem immer größer werdenden Portfolio der Möglichkeiten, sinkt die Aufmerksamkeits-Spanne der Social Media Konsumenten. Sozusagen diametral. Nur noch was sekundenkurz erfasst werden kann, kommt überhaupt an. Hauptsache es blinkt, poppt, wutscht & wedelt. Manchmal denke ich: „Schade um den schönen Content!“

Sollten wir uns vielleicht mal die Frage stellen, was da schief läuft?

Lasst uns mal kurz drüber reden, ob da nicht was schiefläuft. Vielleicht macht es dann und wann mal Sinn, die gängigen Praktiken der Apps zu hinterfragen? Mal zu überlegen, wen oder was man da – zugunsten der Steigerung der Reichweite auf Social Media – bedient?

Katrin Rembold, Text- und content Redaktion. Mönchengladbach

Fangen wir mal mit TikTok an: die App steht nach wie vor in der Kritik, den Datenschutz massiv zu verletzen. Dazu kommen fragwürdige Moderationspraktiken (da werden z.B. politisch unliebsame Inhalte blockiert) und Desinformation zur Covid-19 Lage. Außerdem geht man davon aus, dass die chinesischen Sicherheitsbehörden Zugriff auf die Inhalte haben.* Und jetzt alle so: „Oha?!“ Ja: die App wird in China entwickelt und gehostet. So funktioniert eben ein sozialistisches Regime.

Auch ClubHouse – der neue Mega-Hype – fordert Zugriff auf die persönliche Kontaktliste, schneidet Gespräche mit und speichert sie. Angeblich temporär und zu Sicherheitszwecken. Das scheint gerade aber sowieso niemanden zu interessieren. Hauptsache, man ist dabei! Medial super geschickt gelauncht: die App hat sich ein exclusives Ambiente verschafft. ClubHouse funktioniert bisher nur auf dem iPhone und mit persönlicher Einladung. Letztere werden sogar auf ebay vertickt. ** Könnt ihr das fassen?

Instagram: nur wer online ist, kriegt Reichweite

Auch auf Insta geht’s darum, die Konsumenten möglichst lange mir der App zu beschäftigen. Ganz einfach: Reichweite kriegt, wer online ist. Je länger und aktiver, desto besser: Stories, Reels, Umfragen, Challenges … und so weiter. Das ist zwar nicht rechtswidrig … aber im Sinne der Eigenverantwortung kann man sich da auch ruhig mal ein paar Fragen stellen. Hashtag: #justsaying.

Der überall propagierte Tipp für ordentliche Reichweite: „Interagiere mit der Community!“ Nur mal so nebenbei: wer täglich eine Stunde auf Insta unterwegs ist (und wir wissen alle, wie fix das geht) hat am Ende der Woche einen ganzen Arbeitstag auf Instagram verbracht. Da kann man mal drüber nachdenken.

Katrin Rembold: Journalistin, Texter, Blogger. Online Workshop Storytelling.

Verantwortung – es liegt in unserer Hand

Ich glaube, ein zweiter (oder dritter) Blick auf den jeweils neuesten Social Media Hype lohnt sich. Ich glaube, dass wir alle – Journalisten, Blogger, Social Media Nutzer – eine Verantwortung tragen. Mit den Inhalten, die wir veröffentlichen. Mit den Apps, die wir nutzen und damit auch unterstützen. 

Letztlich geht es auch darum, wie wir unsere Leser wertschätzen. Und uns selbst.

Was sagst du dazu?

Katrin Rembold - da Blogmagzin. Einfach besser Leben!

Quellen:

* Netzpolitik.org

** Tagesschau.de

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Hallo, ich bin’s ... Katrin. Wie schön, dass du hier bist. Ich freu mich auf dein Feedback! Schreib mir einfach einen Kommentar.

7 Kommentare

  1. Liebe Katrin,
    Was für ein gelungener Artikel, der nicht nur vor Fakten strotzt, sondern auch irgendwie an das eigene Gewissen appelliert. Und den Verstand!
    Ich danke dir dafür, du gibst einige meiner Gedanken wieder, aber lässt mich auch nachdenken.
    Liebe Grüße
    Nicole

    Antworten

    • liebe Nicole,

      Dankeschön … was für ein wunderbares Feedback. Ich hab‘ an diesem Artikel auch wirklich lange ‘rumgeschrieben. Mir war es wichtig, niemanden anzugreifen … und trotzdem finde ich, ein paar essenzielle Fragen müssen auch mal gestellt werden. Wie schön, dass das richtig angekommen ist.

      Hab‘ noch einen schönen Tag & mach’s dir nett!

      herzlichst Katrin

      Antworten

  2. Liebe Katrin,

    ein so wahrer Artikel. Manchmal frage ich mich auch, was ich eigentlich den Tag über gemacht habe… produziert oder mich mit Sozial Media beschäftigt. Und warum sieht es bei mir nicht so perfekt aus?

    Liebe Grüße aus der Heimat

    Sylke

    Antworten

    • liebe Sylke,
      die ständig wechselnde Social Media Landschaft stellt hohe Ansprüche an uns: an Nutzer genauso wie an Konsumenten. Und es muss derzeit ja immer noch „ein Schippchen mehr“ sein. Das finde ich wirklich schwierig. Zumal … sind wir mal ehrlich: die Apps wie Facebook, Instagram & Co. ändern ihren Algorithmus (diese Wort muss ich jedes Mal neu nachschlagen 😉 ) ja nicht ohne Grund. Es geht darum, die User in der App zu halten, um Geld zu verdienen.

      Deswegen finde ich es wichtig, dass man Fragen stellt. Zum „warum“ … und vielleicht auch mal die Frage, ob man wirklich alle neuen Features bedienen will. Manchmal bleibt einfach die Qualität des Contents dabei auf der Strecke. Man kann sich nicht für alles Zeit nehmen … sonst bleibt das Leben auf der Strecke.

      In diesem Sinne: hab‘ ein entspanntes Wochenende und vilen lieben Dank für deinen Kommentar!

      herzlichst Katrin

      Antworten

  3. Vielen Dank für diesen Artikel! Bitte weiter verbreiten!!! Damit jeder mal wieder etwas nachdenkt und nicht nur klickt/quatscht/rumhampelt 😂

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    • liebe Sigrid,

      oft ist man so „drin“ in dem ganzen „höher, schneller, weiter“, dass man gar nicht drauf komt, das Ganze auch mal in Frage zu stellen. Ich mag Social Media – ganz ohne Frage – aber ich möchte nicht all meine Zeit da rein stecken. Dafür lebe ich dann doch auch zu gern. So ganz in echt.

      herzlichst Katrin

      Antworten

  4. Liebe Katrin! Ich bin durch Zufall auf Deinen Artikel gestoßen und finde ihn großartig. Ich persönlich habe mir diese Fragen im letzten Jahr bereits gestellt und auch für mich beantwortet. Ich habe meinen FB und Instagram Account vor über einem halben Jahr gelöscht und konzentriere mich nur noch auf meinen Blog. Ich war noch nie so entspannt und kreativ wie in den letzten Monaten.
    LG Vanessa

    Antworten

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